Die Genese einer Pandemie

Societas Alethophilorum
9 min readMar 5, 2021

Die Coronakrise nahm ihren Anfang in einem Panoptikum panischer Überreaktion, absurder Ereignisse, unwahrscheinlicher Zufälle und blanker Lügen. Zeit für eine Retrospektive der Unmöglichkeiten.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Peter F. Mayers Blog https://tkp.at

Offiziell beginnt die Corona-Pandemie Mitte Dezember 2019. Die chinesische Ärztin Ai Fen, zu jener Zeit Leiterin der Notaufnahme im Zentralkrankenhaus von Wuhan, behandelt einen Patienten mit schwerer Lungenentzündung und hohem Fieber, der auf dem lokalen Fischmarkt als Lieferant arbeitet. Der CT-Scan der Lunge weist eindeutige Symptome einer sogenannten atypischen viralen Pneumonie auf, die Behandlung mit konventionellen Medikamenten spricht nicht an. Eine Bronchoskopie wird durchgeführt, die entnommene Probe labordiagnostisch untersucht. Mündlich, so berichtet Ai Fen, teilt man ihr mit, man habe ein Coronavirus nachgewiesen.

Am 27. Dezember wird ein weiterer Patient in die Notaufnahme überstellt, der seit zehn Tagen ebenfalls an einer schweren viralen Pneumonie leidet, allerdings keine Verbindung zum Fischmarkt aufweist.

Am Nachmittag des 30. Dezember sichtet Ai Fen persönlich den Bronchoskopiebefund jenes Patienten. Neben dem Nachweis des gefährlichen Krankenhauskeims Pseudomonas aeruginosa (einem Bakterium) enthält er auch einen Positivmarker für das SARS-Coronavirus. Die Ärztin ist zutiefst beunruhigt. Sie gerät in Panik und informiert ihre Vorgesetzten sowie die Abteilung für öffentliche Gesundheit und Infektionskrankheiten des Klinikums. Auf Anregung eines Kollegen kreist Sie das Wort SARS auf dem Bericht rot ein, fotografiert das Dokument und versendet es zusammen mit einem kurzen Video des CT-Scans der Lunge an den Arzt eines anderen Wuhaner Krankenhauses sowie an eine Gruppe ehemaliger Kommilitonen.

Von Ai Fen versendeter Befund

Von dort verbreitet sich die Nachricht in medizinischen Kreisen wie ein Lauffeuer und erreicht noch am selben Abend den später von der Presse als Whistleblower gefeierten Augenarzt Li Wenliang. Er teilt den Bericht und das Video, verbunden mit dem Hinweis, es gäbe sieben bekannte Fälle und einer Warnung, sich zu schützen, in einer privaten WeChat-Gruppe mit seinen Studienkollegen. Vermeintlich entgegen seiner Bitte, leiten diese einen Screenshot der Unterhaltung weiter, was zu einer viralen Verbreitung der Information in sozialen Netzen und schließlich zum Leak führt.

Von Li Wienlang versendete Chat-Nachtricht

Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Ereignisse die Folge einer nachvollziehbaren Panikreaktion einer Gruppe von Ärzten, die angesichts einer drohenden neuen SARS-Epidemie beunruhigt sind und versuchen, Kollegen und Angehörige zu schützen.

Die Situation Ende Dezember in Wuhan muss unübersichtlich gewesen sein. Trotz des Versuchs der chinesischen Regionalregierung, die Information zu unterdrücken, ist die Ärzteschaft in heller Aufregung. CT-Scans werden durchgeführt, Laborbefunde eingeholt. Jede virale Pneumonie ist nun ein SARS-Verdachtsfall.

Man darf bezweifeln, dass es ohne den Laborbefund Anlass zur Panik gegeben hätte. Wuhan ist eine Stadt mit über 8 Millionen Einwohnern und schlechter Luftqualität. Ein duzend virale Lungenentzündung dürften hier im Winter kaum auffallen.

Die Nachricht einer durch ein SARS-Virus ausgelösten Pneumonie, erkennbar durch eine vermeintlich auffällige CT-Diagnostik, ändert alles.

Am 31. Dezember wird die chinesische Niederlassung der WHO über das Auftreten der Pneumonien unterrichtet und am 05. Januar 2020 informiert sie die Öffentlichkeit erstmals über 44 Fälle einer Lungenentzündung unbekannter Ursache (11 davon schwer). Am 07. Januar erklärt die WHO, der Erreger sei ein naher Verwandter des SARS-Virus. Der lokale Fischmarkt werde als Ursprung vermutet. Die Zoonose-Theorie, bis heute unbelegt, wird geboren.

Am 10. Januar taucht die erste digitale Gensequenz des inzwischen als SARS-CoV-2 bekannten Virus bei virological.org auf, am 12. Januar werden vier weitere solcher Sequenzen durch Edward Holmes, einen australischen Virologen und Gastprofessor des Chinese Center for Desease and Control Prevention (der chinesischen Seuchenschutzbehörde) in der GISAID Datenbank veröffentlicht (Global Initiative on Sharing All Influenza Data).

Nur einen einzigen Tag später akzeptiert die WHO das PCR-Testprotokoll Herrn Drostens als Gold-Standard. Exakt zwei Wochen sind vergangen, seit Li Wienlang seine Sorgen in einer Chatgruppe zum Ausdruck brachte. Ein einmaliger Vorgang. Innerhalb von bestenfalls drei Tagen entwickelt Herr Drosten gemeinsam mit Olfert Landt, dem Inhaber der Firma TIB Molbiol (einem Berliner Hersteller für PCR-Tests), den perfekten Nachweis für ein bis dato unbekanntes Virus.

Der Pokalsieg der Absurditäten aber geht an Olfert Landts Firma TIB Molbiol, die schon am 10. Januar, also jenem Tag, an dem die erste Gensequenz des Virus veröffentlicht wird, ein funktionierendes Test-Kit fertiggestellt hatte und mit der Versendung in die Welt begann. Selbst wenn man glauben möchte, dass es dank moderner Sequenzierungsverfahren und fortgeschrittener Prozesstechnik in der Molekularchemie möglich ist, einen Vorgang, der bei SARS noch Monate gedauert hat, heute auf die Spanne eines einzigen Tages zu reduzieren. Eine gründliche und dabei absolut unerlässliche Qualitätssicherung ist in dieser Zeit ganz und gar ausgeschlossen.

Doch nicht nur Olfert Landt besitzt geradezu hellseherische Kräfte. Auch die Führung des Startups und inzwischen gefeierten Stars der Biotech-Szene BioNTech beweist außergewöhnlich weitsichtige Fähigkeiten. Das seit Oktober 2019 an der amerikanischen NASDAQ gehandelte Unternehmen konnte für 2019 nur einen dünnen Umsatz von 121 Millionen Dollar ausweisen. Nichts für eine Firma, die mit über 3 Milliarden Dollar bewertet ist. Für Investoren eine riskante Wette auf die Zukunft. Am 16. Januar kommt es zu einem bemerkenswerten Ereignis. Der deutsche Technologieträger hinter dem Impfstoff des US Konzerns Pfizer beschließt den Start seines Entwicklungsprogramms „Lightspeed“ mit dem Ziel, einen hochexperimentellen mRNA-Impfstoff (BNT162b2) gegen SARS-CoV-2 in Stellung zu bringen. An jenem Donnerstag im Januar 2020 waren genau 46 Coronafälle bekannt. Weltweit.

Am 21. Januar, TIB Molbil versendet seit elf Tagen Test-Kits, reichen Corman, Drosten, Koopmanns, Landt und weitere das heute hochgradig umstrittene PCR-Testprotokoll zum Nachweis von SARS-CoV-2 bei Eurosurveillance ein. Abermals geschieht Außergewöhnliches. Die Fachzeitschrift, zu dessen Herausgebern zufälligerweise eben jener Herr Drosten gehört, benötigt nur einen einzigen Tag für den Peer-Review-Prozess und publiziert das eilends zusammengeschriebene Dokument am 22. Januar. Ein Vorgang, der üblicherweise selbst unter den besten Voraussetzungen Wochen dauert.

Auswertung des niederländischen Datenanalysten Wouter Akoma

Am 24. Januar veröffentlichen chinesische Wissenschaftler, unter ihnen zahlreiche Mitarbeiter der CCDC sowie deren Generaldirektor George F. Gao beim renommierten New England Journal of Medicine (NEJM) einen Artikel, der die Isolation und Sequenzierung des neuen Coronavirus beschreibt und als ursächlich für die Pneumonien bestimmt, obgleich im Text der Schlussbemerkungen eingeräumt wird, dass die Untersuchungen der Wissenschaftler die Koch-Postulate nicht erfüllen. Eigentlich ein schwerwiegender Fehler. Noch bei SARS war gerade die nachweisliche Übereinstimmung mit den Koch-Postulaten als enorm wichtiger Schritt gefeiert worden. Denn nur so lässt sich sicher nachweisen, dass ein Erreger auch ursächlich für ein bestimmtes Krankheitsbild ist. Bei SARS-CoV-2 schien sich niemand dafür zu interessieren.

Ist es nun Zufall, dass genau jener George Gao im Juni 2020 Mitglied der deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften wird? Es könnte aufschlussreich sein, die Stellungnahmen der Leopoldina retrospektiv noch einmal lesen.

Am Tag der Veröffentlichung beginnt Wuhan mit dem Bau zweier Notfallkliniken, die in sagenhaften sieben Tagen fertiggestellt sein werden. Die Medien sind aus dem Häuschen.

Allerdings, kaum von der Presse wahrgenommen, wird die erste bereits einen Monat später wieder geschlossen.

Unterdessen werden soziale Medien mit filmreifen Aufnahmen von in der Öffentlichkeit kollabierenden Menschen geflutet. Bilder rabiater Maßnahmen zur Seuchenkontrolle gehen um die Welt. Lkw mit Schneekanonen versprühen Desinfektionsmittel in chinesischen Innenstädten. Pure Angst rast gleich einem Flächenbrand durch die Redaktionen aller großen und kleinen Medienhäuser.

Am 27. Januar wird der erste Corona-Fall beim Automobilzulieferer Webasto in der Nähe von München nachgewiesen. Die Stunde null des Maßnahmen-Wahnsinns, denn später wird hier die Erzählung der asymptomatischen Übertragung ihren Ursprung finden.

Nur drei Tage danach veröffentlicht Drosten gemeinsam mit Medizinern einer Münchner Klinik eine Kurzstudie beim NEJM, die als Fundament dieser Legende gelten kann. Delikat, als sich später herausstellt, dass die Indexpatientin, eine Geschäftsreisende aus China, sehr wohl krank war und sich mit profanem Paracetamol fit für den Arbeitstag gemacht hatte. Aber die Geschichte ist nun in der Welt.

Es genügen nur 30 Tage für die Inszenierung einer Gesundheitskrise, die Erstellung eines eilends zusammengeschusterten PCR-Protokolls, die Produktion tauglicher Test-Kits in geradezu magischer Geschwindigkeit und die Behauptung außergewöhnlicher und mithin besorgniserregender virologischer und klinischer Attribute.

Robert E. Hope-Simpson, ein britischer Arzt, forschte fast 50 Jahre seines Lebens zur Influenza. Seine Arbeit mündete im 1992 erschienenen Buch “The Transmission of Influenza”, ohne abschließende Erkenntnisse präsentieren zu können. Was ihm in fünfzig Jahren nicht gelang, war nun in dreißig Tagen möglich?

Was in den folgenden Monaten passiert, kann nur als die völlige Aufkündigung redlicher Wissenschaft, verantwortungsvoller Politik und kritischen Journalismus verstanden werden. Der totale Kollaps zivilisatorischer Errungenschaften.

Am 07. Februar stirbt der 34-jährige Augenarzt Wenliang selbst an den Folgen von Covid-19. Einer Krankheit, der in Deutschland, nach einem Jahr und über zwei Millionen Testpositiven, unter den unter 40-jährigen 136 Menschen zum Opfer gefallen sind.

Am 13. Februar, bei einem gemeinsamen Vortrag der Charité und der London School of Hygiene and Tropical Medicine im Berliner Naturkundemuseum, warnt Drosten erstmals öffentlich: »Wir müssen uns auf eine Pandemie einstellen«.

Am 24. Februar reichen chinesische Radiologen eine Arbeit beim European Journal of Radiology ein, die eine Covid-19 spezifische Manifestation klinischer Symptome in CT-Scans postuliert. China wird eine Zeit lang sogar ausschließlich per CT gestellte Befunde ohne PCR-Test oder Sequenzierung als Covid-19 Diagnose zulassen.

Hanebüchener Unsinn, wie wir heute wissen, denn es gibt keine klinisch spezifischen Merkmale einer Covid19-Erkrankung, die in irgendeiner Form von Pneumonien anderer viraler Erreger unterscheidbar wäre. Dennoch wird diese kaum zu begreifende Fehlattributierung die Grundlage für unzählige, medial verbreitete Horrorgeschichten sein wird.

Mit dem erstmaligen Erscheinen des NDR-Podcast am 26. Februar, einer als Wissenschaftstalk geschmückten Boulevardsendung, beginnt die Medienkarriere des Christian Drosten. Über den unglaublichen Zeitraum von inzwischen 76 Episoden (zum Schluss im Wechsel mit Sandra Ciesek) erhält er Raum zur Wissenschaftsinszenierung und lässt den Hörern, Millionen in den Anfangstagen, regelmäßig vor Angst das Blut in den Adern erstarren.

Unerträglich laut wird das Panikorchester, als der britische Physiker und Epidemiologe Neil Ferguson am 16. März eine Simulationsstudie epochaler Tragweite publiziert. Die Prognose: eine halbe Million Tote in Großbritannien, 2,2 Millionen Tote in den USA. Ein Bedarf von 275.000 Intensivbetten bis Mitte Mai, allein auf den Britischen Inseln. Gleichzeitig! Ein Schlüsselwerk von derart schriller Absurdität, dass die Auseinandersetzung mit seiner Entstehung, seinen Methoden und seiner Wirkung einst Wissenschaftshistoriker beschäftigen dürfte.

Prognose Todesopfer GB und USA
Prognose Intensivbettnutzung GB

Bereits Anfang März beauftragt in Deutschland das Bundesministerium des Inneren Wissenschaftler mit der Erstellung von Horrorszenarien, welche »Maßnahmen präventiver und repressiver Natur« erlauben. Eine ergebnisoffene und unvoreingenommene Untersuchung ist nicht gewünscht. Es vergehen nur wenige Tage und der Wissenschaftsbetrieb liefert. Am 20. März gibt die Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi) eine Stellungnahme heraus, die Fergusons irrem Papier in nichts nachsteht, außer im Umfang. Sechs dünne Seiten reichen für die »Prognose« des blanken Horrors.

Prognose Intensivbettnutzung Deutschland

Im Ergebnis entsteht ein in der bundesdeutschen Geschichte einmaliges Dokument, von solch inhumanem Geist geprägt, dass man es nur mit Entsetzen rezipieren kann. Staunend fragt man sich, wie es um das Demokratieverständnis der Beamten steht. Das Staunen verblasst, wenn man erfährt, dass die Autoren des Pamphlets der Germanistik-Doktorand Otto Kölbl, glühender Maoist und Chinafreund, und der China-Lobbyist Maximilian Mayer sind. Ein Skandal, der in der deutschen Nachkriegsgeschichte seinesgleichen sucht.

Was anschließend folgte, war nicht weniger als das hyperventilierende Rudern in den Abgrund. Kennt man jene Anfänge, ist der Rest im Grunde genommen Makulatur. Maßnahmen, Inzidenzen, Mutanten oder Impfstoffe sind Themen, über die man ohne diese Lügen sicher niemals diskutieren würde.

Mit den Motiven werden sich Staatsanwälte und Historiker beschäftigen. Den Folgen aber, den unermesslichen Kollateralschäden muss sich die Zivilgesellschaft jetzt entgegenstemmen. Herkulesaufgaben liegen vor uns. Unzählige Existenzen wurden bereits zerstört, Kindern ihre Unschuld und Bildung geraubt. Menschen sind einsam gestorben. Ein totalitäres Hygieneregime bricht sich Bahn, das die Welt für immer verändern könnte und Jahrhunderte der Aufklärung zu Nichte macht.

Wie lange wollen sich Abgeordnete, Juristen und Journalisten noch unter einem Stein verkriechen und ihre Augen vor dem Offensichtlichen verschließen? Es ist an der Zeit, sie in die Pflicht zu nehmen. Es ist an der Zeit zu handeln, aktiv zu werden, dafür zu sorgen, dass unsere Kinder in einer freien, gerechten und friedlichen Welt groß werden, in der sie selbst den Wertekanon ihrer Koexistenz verhandeln und nicht korrupte Technokraten und machthungrige Politiker.

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